Samstag, 1. September 2007

Cape Tribulation, Tag 1

Nachdem wir nun schon einige Tage in der Stadt verbracht haben, beschließen wir dass es Zeit ist, mal was zu unternehmen und das Land anzusehen und wir buchen eine 3-Tages Tour zum Cape Tribulation, dem Kap der Verzweiflung. So wurde es von Captain Cook genannt, nachdem er dort gestrandet war und scheinbar alles schief ging, was schief gehen konnte.
Verzweifeln muss auch ich beinahe, nachdem ich feststelle dass ich kein einziges Wort unseres gutgelaunten Reiseleiters verstehe.
Spricht der tatsächlich englisch?
Er tut es, und Oliver erbarmt sich meiner und übersetzt einen Teil der Geschichten, die er über Land und Leute erzählt.
Spätestens jetzt kann ich mich in all die Leute hineinversetzen, die Deutsch als Fremdsprache erlernt haben und dann bei uns in Österreich landen (vorzugsweise in Tirol oder Vorarlberg).

Auf dem Weg in den Norden bleiben wir bei einem Roadhouse stehen, wo es Frühstück gibt. Muffins und Tee aus der Region. Diesen Stop nutzen viele der Gruppe um vor der Weiterfahrt noch mal schnell das stille Örtchen aufzusuchen, von dem Oliver völlig aufgeregt zurück kommt und nach der Kamera verlangt.
"Am Damenklo sitzt eine fette Spinne, die muss ich unbedingt fotografieren", erklärt er mir.
Na, da bin ich aber froh, dass ich nicht musste und mir der Anblick erspart geblieben ist.
Und by the way, mein Hübscher, was hast du am Damenklo verloren?

Gegen Mittag kommen wir bei unserer gebuchten Unterkunft an. (Zwischendurch gab es am Weg noch ein paar kurze Foto-Stops, die mir persönlich aber viel zu hektisch verliefen, darum werden sie hier auch nicht näher erwähnt).
Das Cape Tribulation Beach House besteht aus mehreren Holzhütten, die mehr oder weniger direkt im Regenwald stehen und in denen sich die Schlafräume befinden. Eine große Gemeinschaftsküche gibt es mit Open-Air Speisesaal und ein Restaurant am anderen Ende der Anlage. WC und Waschräume befinden sich ebenfalls in so einer Holzhütte, und ich bin froh unsere Taschenlampen für den nächtlichen Gang eingepackt zu haben.

Über einen kleinen Weg kann man direkt zum Strand spazieren, was wir auch gleich machen, nachdem wir unser Mehrbettzimmer bezogen haben.


Dort wundern wir uns erst mal über die kleinen Kugeln und Häufchen, die den Strand schmücken, und die zugegeben nicht gerade gustiös aussehen. Während wir noch darüber rätseln findet sich die Lösung schon ein paar Meter weiter. Kleine Krabben, die sich in den Sand einschaufeln, formen dabei mit ihren Scheren kleine Sandbällchen, die dann bis zur nächsten Flut so liegen bleiben.



Eine Weile beobachten wir dieses Schauspiel, dann beschließen wir, in den nächsten Ort zu spazieren und uns mit Trinkwasser für die nächsten Tage einzudecken.
In dem kleinen Geschäft kaufen wir gleich einen 6-Liter Kanister, der gerade mal so in meinen kleinen Rucksack passt, und von dem wir glauben, dass wir damit erst mal ausgesorgt haben. Später stellen wir allerdings fest, dass dieses Wasser ungenießbar schmeckt, und wir mit normalem Leitungswasser wahrscheinlich genau so gut bedient gewesen wären.
Den Weg zurück nehmen wir über den Strand, was sich zwar als etwas beschwerlich herausstellt, da ich im weichen Sand ständig einsinke, sich aber bezahlt macht, als plötzlich keine 10 m von uns entfernt ein Cassowarie vorbeistolziert. Wir schweigen beeindruckt und wissen, dass es nicht so wahnsinnig viele Leute gibt, die diesen Riesenvogel noch in freier Natur erleben dürfen.

Wieder in der Unterkunft angelangt stelle ich fest, dass mein Handtuch, das ich zum Trocknen aufgehängt habe, immer noch patschnaß ist, und das würde sich auch nicht so schnell ändern. Ich halte einen eindeutigenBeweis für die hohe Luftfeuchtigkeit in meinen Händen.
Diesen Abend beschließen wir mit Spaghetti und Cola und einem jungen holländischen Pärchen im Restaurant, wo ich ganz erstaunt darüber bin, dass der freundliche Kellner nicht nur kein Trinkgeld erwartet, sondern den Betrag auch noch abrundet, als er sieht, dass ich fürs australische Geld noch nicht so wirklich das richtige Gefühl habe.
Welcome to the jungle - hier lässt es sich leben!

Montag, 27. August 2007

Cairns

Kaum ein Tag unserer Reise ist mir so intensiv in Erinnerung geblieben, wie unsere ersten paar Tage in Cairns. Alles ist noch so neu, so anders, so faszinierend. Der Linksverkehr, die Palmen, das Meer gleich vor der Haustür, ja, sogar der kleine Supermarkt ums Eck. Nichts ist, wie man es kennt, das australische Geld fühlt sich in unseren Händen noch etwas ungewohnt an, vom Queenslander Slang mal ganz zu schweigen. Wir erkunden die Stadt fast ausschließlich zu Fuß, und dieses hier ist das erste Foto das wir gemacht haben.




Die Stadt lebt von Backpackern, wie wir es sind und das ist deutlich zu spüren. Jedes zweite Geschäft ist ein kleines Reisebüro, das Bustickets, Tauchkurse, Ausflüge oder ähnliches anbietet. Im Castaway Backpacker, wo wir um einen günstigen Preis ein Zimmer bekommen haben, werden Essensmarken ausgeteilt für ein Gratis-Abendessen im Woolshed. Hier trifft sich scheinbar die ganze Welt um Party zu machen. Danach ist uns, die wir noch gewaltig mit dem Jetlag zu kämpfen haben, aber so gar nicht zumute, und so holen wir uns wirklich meist nur das Essen ab, und gehen dann wieder nach Hause. Das Pflichtfoto wird trotzdem gemacht, allerdings untertags.



Sehr gewöhnungsbedürftig ist unter anderem auch, dass es an einem heißen Sommertag schon um 18 Uhr abends dunkel ist. Anfangs glauben wir, das liegt daran, dass es ja immerhin erst Frühling sei, aber es bleibt so, auch im Sommer hält das Tageslicht es gerade mal bis 19 Uhr aus.
Wir sind natürlich voller Motivation, den Tag so gut es geht zu nützen, borgen uns im Hostel Fahrräder aus und erkunden die Gegend. Der erste Kreisverkehr ist eine echte Herausforderung.

Gleich nach ein paar Kilometern werden wir mit diesem Anblick belohnt:

Ein Flying Fox, der da ganz entspannt von den Stromleitungen herunterbaumelt und sein Mittagsschläfchen hält. Unsere erste Begegnung mit australischem Wildlife.

Kurz darauf stoßen wir zufällig auf ein Mangrovenwäldchen, welches man über kleine Holzbrücken begehen kann. So etwas haben wir natürlich noch nie gesehen, und verbringen dort mehrere Stunden. Nicht nur Mangroven gibt es hier zu sehen, sondern auch unzählige bunte Krabben, die sich im Schlamm tummeln, und die auf den Fotos leider alle nur unscharf zu erkennen sind. Ausser uns scheint dort keiner unterwegs zu sein, der Wald gehört uns alleine und wir genießen den Nachmittag in diesem Fleckchen Natur nicht weit von der Großstadt.




Unser Ausflug zum Trinity Beach ein paar Kilometer nördlich von Cairns verläuft fast ein wenig, ich will nicht sagen enttäuschend, aber doch anders als erwartet. Wunderschön ist es dort zwar, aber auch extrem windig und unerwartet kühl. Sonnenbaden trauen wir uns nicht so wirklich, wir sind immerhin in Australien, und im Schatten könnte man es fast mit etwas mehr Bekleidung als einem Bikini bzw. einer Badehose aushalten.
Auf der Busfahrt zurück zum Hostel entdecke ich neben der Straße einen riesigen Palmenmarkt und werde lächelnd an unsere Christbaummärkte zuhause erinnert. Irgendwie alles anders hier, Down Under, und doch nicht so verschieden.

Freitag, 24. August 2007

Urängste

Ich hasse Spinnen. Besonders die großen. Mit Schlangen kann ich auch nicht gerade viel anfangen. Und meine größte Angst ist es von irgendeinem giftigen Tier gebissen zu werden und elendig zu verrecken.
Wenn man solche Phobien hegt und trotzdem nach Australien fährt, sind gewisse Vorsichtsmaßnahmen angebracht.
Darum finde ich es auch gar nicht abartig im Hostel in Cairns gleich mal einen Blick unters Bett zu werfen, ob da auch keine fette Spinne drauf lauert, mich im Schlaf zu überfallen.
Mein Liebster dagegen schon. Den kostet diese Aktion nur ein Kopfschütteln und ein Zweifeln an meiner Intelligenz.
"Wir sind mitten in der Großstadt", meint er. "Was soll da schon groß passieren!"
Nun, man kann nie wissen und sicher ist sicher.

Donnerstag, 23. August 2007

Abgeflogen

24.August 2004
Nun ist es so weit. Der Tag auf den wir eine halbe Ewigkeit gewartet haben ist gekommen. Unser Auto ist verkauft, die Wohnung längst leer geräumt, die Rucksäcke stehen fertig gepackt im Wohnzimmer.
Auch die Abschiedsparty liegt schon wieder einige Tage hinter uns.
Meine Schwiegereltern haben sich extra ein großes Auto ausgeborgt, um uns samt Gepäck halbwegs gemütlich nach München auf den Flughafen chauffieren zu können.
Ich trage Jeans und eine weinrote Kapuzenweste, die bis auf einen weißen Pulli die nächsten neun Monate mein einziges langärmeliges Kleidungsstück sein wird. Im Rucksack befinden sich Shirts, Shorts und Sandalen.
Australien, we´re on our way.

Das Gefühl, das mich während der Fahrt heimsucht ist schwer zu beschreiben. Ein bisschen Wehmut, ein bisschen Angst und Anspannung, aber vor allem sehr viel Vorfreude und Neugierde.
In München angekommen, begeben wir uns auf die Suche zum richtigen Terminal. Wir fliegen mit QUANTAS, zumindest bin ich davon felsenfest überzeugt, bis uns der nette Angestellte bei der Information mitteilt, dass QUANTAS nur von Frankfurt weg fliege.
Für eine Schrecksekunde setzt mein Herzschlag aus.
Der Herr lässt sich unser Ticket zeigen, bestätigt uns dass wir am richtigen Flughafen sind (puuhhh!), und dass wir uns lediglich in der Fluglinie geirrt haben. Er beschreibt uns den Weg zum Check-in, wirft noch einmal einen Blick auf das Ticket und ist ganz offensichtlich neidisch.
Ja lieber Herr Flughafenangestellter, wir sind uns ganz sicher dass wir selber fliegen wollen, und nein, wir wollen das Ticket nicht mehr verkaufen, geschweige denn eintauschen! Danke, trotzdem!

Der nächste Schreck lässt nicht allzu lange auf sich warten. Ein Blick auf die Anzeigetafel zeigt uns, dass unser Flug storniert wurde. Nicht etwa verspätet oder verschoben, ganz einfach storniert.
British Airways mache angeblich mal wieder Dienst nach Vorschrift, wird uns mitgeteilt, da könne das schon mal passieren.
Dank Lufthansa werden wir aber relativ schnell und problemlos auf einen derer Flüge umgebucht, und können unsere Reise doch noch antreten.
Geschafft. Abgeflogen.

Mittwoch, 22. August 2007

Hallo und herzlich wilkommen!

Beinahe auf den Tag genau sind es jetzt drei Jahre, dass mein baldiger Angetrauter und ich unsere Reise ans andere Ende der Welt angetreten haben.
Viele einzigartige Menschen durften wir kennenlernen, viele wunderbare Erinnerungen durften wir nach neun Monaten in Australien und Neuseeland mit nach Hause nehmen.
Diese Erinnerungen möchte ich hier auf diese Weise mit euch teilen.
Ich möchte unsere Reise in Gedanken noch einmal erleben und nehme jeden der Lust darauf hat gerne ein Stückchen mit …